Die Debatte um die Dienstpflicht kommt zum denkbar unpassendsten Zeitpunkt.
Es ist unbestritten, dass während der Pandemie gerade die Kinder und Jugendlichen in besonderer Weise leiden mussten. Und dennoch hat sich die junge Generation solidarisch gezeigt und zum Schutz der gesamten Gesellschaft in außergewöhnlich hohem Maße auf ihre persönlichen Freiheiten verzichtet. Doch die Überheblichkeit gegenüber der Jugend wird obendrein in der Argumentation deutlich, durch einen Pflichtdienst den Fachkräftemangel gerade in den sozialen Berufen auf dem Rücken der jungen Generation zu lösen. In Anbetracht der letzten beiden Pandemiejahre empfinden wir das als Schlag ins Gesicht für alle Kinder und Jugendlichen, die durch die Pandemie bereits genug gebeutelt wurden.
„Corona hat den Kindern und Jugendlichen bereits die Jugend geraubt. Diesen jetzt noch ein verpflichtendes Dienstjahr aufbürden zu wollen, ist grotesk! Denn stattdessen sollten wir die psychosozialen Folgen der Pandemie für die jungen Menschen endlich angemessen in den Blick nehmen. Wir sollten uns um eben die Kinder und Jugendlichen kümmern, die bis heute aufgrund der Pandemie mit Depressionen, Einsamkeit und Ängsten zu kämpfen haben, anstatt über eine Dienstpflicht zu sprechen!“ argumentiert Pascal Groothuis, Landeschüler*innenvertreter von Rheinland-Pfalz.
„Die Forderung einer Dienstpflicht empfinde ich als anmaßend gegenüber unserer Generation. In dieser Debatte sollte das jetzt schon große Engagement von jungen Menschen im Ehrenamt oder bei Freiwilligendiensten vielmehr gewürdigt und echte Anreize, wozu auch eine höhere Vergütung der Freiwilligendienste zählt, geschaffen werden!“ so Marie-Christin Schlüter, Landesvorsitzende der Jusos Rheinland-Pfalz.
Annabell Sola, Sprecherin der Grünen Jugend Rheinland-Pfalz, betont: „Jugendliche sind jetzt schon an so vielen Orten aktiv: in Verbänden, Bewegungen und auch im Freiwilligendienst.
Eine entscheidende Maßnahme ist jetzt das 365€ Ticket für Freiwilligendienstleistende, Schüler*innen und Auszubildende in Rheinland-Pfalz einzuführen.“
Florian Pernak, Landesvorsitzender der Jungen Liberalen Rheinland-Pfalz, ergänzt abschließend: „Der Blick auf die Verteidigungspolitik in anderen Ländern zeigt, dass die Wehrpflicht kein geeignetes Mittel zur Modernisierung einer Armee ist. Damit der Zombie der Dienstpflicht-Debatte endlich begraben bleibt, muss die Wehrpflicht nicht nur ausgesetzt bleiben, sondern durch eine Änderung im Grundgesetz endgültig abgeschafft werden. Hoffentlich wird dann auch endlich über attraktivere Rahmenbedingungen für Freiwilligendienste statt über vermessene Freiheitseingriffe diskutiert.“